Glas 2009 - 4. Immenhäuser Glaspreis
Wettbewerb zur
zeitgenössischen Glaskunst in Deutschland
Vorbemerkung
Die Jury hat entschieden,
die Preisträger stehen fest.
Die Jury hat es sich nicht leicht gemacht bei der Wahl der Preisträger zum 4. Immenhäuser Glaspreis. Aus den mehr als 130 Objekten musste sie unter Vorsitz von Frau Dr. Ruth Fabritius die drei Preisträger ermitteln.
Sichtlich schwer fiel es der Leiterin des Rheinbacher Glasmuseums und den anderen Mitgliedern Frau Petra Herr von der Kasseler Handwerkskammer, Uwe Claassen, Kulturhistoriker aus Hamburg und ehemaliger Leiter des Glasmuseums Lauscha und dem Glaskünstler und Designer Jörg F. Zimmermann aus Uhingen. Herr Wilhelm Peters aus Paderborn musste krankheitsbedingt leider kurzfristig absagen. Dennoch konnte die vierköpfige Jury bei ihrer Sitzung im Glasmuseum eine Entscheidung treffen.
Aus der großen Fülle qualitativ hervorragender Arbeiten wurden die drei vom Magistrat der Stadt Immenhausen (1.500,-- Euro), art regio, dem Kulturengagement der SparkassenVersicherung (1.000,-- Euro) und der Stadtsparkasse Grebenstein (500,-- Euro) gestifteten Geldpreise vergeben.
Respekt zollt die Jury zunächst, ohne weitere Namen zu nennen, einer Reihe von schon seit Jahrzehnten etablierten Glaskünstlern, die hervorragende, ausgereifte Arbeiten eingesandt haben, aber auch den zahlreichen Neulingen.
Die Jury vergab die drei Preise, wobei der dritte Preis an zwei gleichwertig eingeschätzte Arbeiten vergeben wurde, und sprach drei weiteren Arbeiten eine Belobigung aus.
Preise
1. Preis
gestiftet vom Magistrat der Stadt Immenhausen
Katharina Kleinfeld
„Unterwegs“, 2008
Katarina Kleinfelds absurd-witzige Installation aus einem alten Koffer mit zahlreichen Gebrauchs- und damit Lebensspuren seines Besitzers und einem daraus förmlich herausquellenden „Schaum“ von transparenten Glaskugeln überzeugt durch ihre poetische Kraft und ihren Assoziationsreichtum. Koffer und gläserne „Seifenblasen“ gehen eine märchenhaft verrätselte Verbindung ein. Es ist die Ambivalenz von Härte und Dauerhaftigkeit einerseits und körperlos-ephemerer Leichtigkeit andererseits, die die massenhaft angeordneten Glaskugeln in einem ironischen Gegensatz zur der assoziierten Seifenblasen stellt, sie damit aber auch gleichzeitig verbindet. Schließlich verleihen die Spiegelungen des umgebenden Raumes in den Kugeln der Installation eine vom Betrachterstandort gesteuerte Dynamik und damit einen zusätzlichen ästhetischen Reiz. Katharina Kleinfeld geht es weniger um die Gestaltung des Werkstoff Glas als vielmehr um die Nutzung von dessen widersprüchlichen Materialeigenschaften für die Realisierung einer künstlerischen Idee.
2. Preis
gestiftet von Art Regio, dem Kulturengagement
der SparkassenVersicherung
Frank Meurer
„Bleistiftschalen“, 2008
Frank Meurer ist es gelungen, der Gestaltungsaufgabe „Gefäß“ überraschende Seiten abzugewinnen. Materialeigenschaften und Veredlungstechniken ¬– von der Ofenarbeit über Schliff und bis zur graphisch-ornamentalen Zeichnung – sind virtuos, aber unaufdringlich eingesetzt. Die Schwere der kugeligen Form wird durch die körperlose Leichtigkeit des transparenten Materials entgrenzt und sublimiert. Die sandgestrahlte Außenhaut gibt dem Gefäß seine Begrenzung und Körperhaftigkeit zurück und fungiert gleichzeitig als Weichzeichner für die im Gefäßkörper scheinbar schwebenden graphischen Figurationen, denen auf diese Weise etwas Preziös-Geheimnisvolles zuwächst. Nur der geschliffene Rand gibt den Blick auf die verborgenen Innenwelten ungehindert frei. Die Funktionsbezeichnung „Bleistiftschale“ ist nicht frei von Ironie, denn Schwere und gestalterischer Aufwand des Gefäßkörpers kontrastieren mit der Leichtigkeit und Banalität eines Alltagsgegenstandes wie dem Bleistift, dem sie sich funktional scheinbar unterordnen.
3. Preis
gestiftet von der Stadtsparkasse Grebenstein
Michael Behrens
„Underwater-World 83-07“, 2008
und
Wilfried Grootens
„o.T.“, 2008
Michael Behrens’ und Wilfried Grootens’ Wettbewerbsbeiträge wurden – bei aller Unterschiedlichkeit der technischen und künstlerischen Mittel – von der Jury als gleichwertig angesehen.
Michael Behrens gelingt es, in seinen massiven Glasskulpturen poetische Unterwasserwelten von zurückhaltender Farbigkeit einzufangen. In der Umrundung der technisch aufwendig hergestellten Skulptur kann der Betrachter ein flirrendes Wechselspiel zwischen Transparenz und feiner, körperloser Farbigkeit wahrnehmen.
Auch die teils bemalten, teils aus Überfangglas hergestellten Plättchen, die Wilfried Grootens zwischen gebogene Scheiben schichtet, verbergen und enthüllen ihre Farbigkeit je nach Standort des Betrachters: Den Farbreichtum ihres Innenlebens enthüllt die Skulptur nur dem dynamischen Betrachter, allerdings niemals gleichzeitig in seiner ganzen Komplexität. Im Nachvollziehen der Schichtung in ihrer räumlichen, aber auch zeitlichen Dimension wird der Betrachter zum Teilhaber am Entstehungsvorgang und kann dessen meditative Komponente erfassen
Belobigungen
Justyna Giermakowska
„Popping Cherry“, 2008
Die Wettbewerbsbeiträge von Justyna Giermakowska – kleinformatige Floatglasscheiben, mit Schmelzfarben bemalt, geätzt und graviert – verstehen sich als zusammenhängende Serie. Die Bilder zeugen von großer Erzählfreude. Innerhalb der tonigen Farbigkeit überraschen subtil gesetzte Akzente in kräftigen Farben. Es gelingen spannungsreiche Kompositionen aus verdichteten, abstrakten Farbfigurationen und ruhigen Partien.
Ulrike Umlauf-Orrom
„Gefäßobjekt“, 2008
Mit dem Gefäßobjekt von Ulrike Umlauf-Orrom wird eine weitere innerhalb des Wettbewerbsangebotes überzeugende Gefäßgestaltung in Glas gewürdigt. Die Künstlerin kombiniert die Möglichkeiten der Fusingtechnik mit Malerei. Die Klarheit und Einfachheit des Umrisses lassen das zähe Fließen der Glasplatte im Absenkprozess nachvollziehbar werden. Die Asymmetrie nimmt dem Gefäß seine Strenge. Ein feines Liniengespinst gibt dem Gefäßkörper Halt, die eingeschlossenen Luftkissen verleihen der Wandung zusätzliche Tiefe.
Birgit Wenninghoff
„Glasschale“, 2008
Die strenge Formensprache der Schale strahlt fernöstliche meditative Konzentration aus. Die Oberflächentextur erinnert an Bisquitporzellan und ist das Ergebnis kontrollierter Experimente, bei denen es der Künstlerin gelingt, dem Material neue haptische und optische Qualitäten zu erschließen und es in einem spannungsreichen Schwebezustand zwischen Nicht-mehr-transluzent und Noch-nicht-opak zu halten. Zarte Reflexe lösen die Oberfläche auf und entscheiden die stoffliche Ambivalenz der Schalen zwischen Porzellan und Glas zugunsten des Glases.
Publikumspreis
"Füllhorn“ ist Publikumsliebling
Die Museumsbesucher haben entschieden, die Gewinnerin des Publikumspreises beim Wettbewerb um den 4. Immenhäuser Glaspreis ist Nadja Recknagel mit ihrem Objekt „Füllhorn“.
Über 800 Besucher haben ihre Stimme abgegeben, davon fielen 75 auf die Preisträgerin des 3. Immenhäuser Glaspreises im Jahr 2006. An zweiter Stelle mit 68 Stimmen steht der Kubus von Gerd Kruft, gefolgt von dem Objekt „Luftwurzler“ von Simone Fezer.
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GLAS 2009 - 4. Immenhäuser Glaspreis - Flyer
GLAS 2009 - 4. Immenhäuser Glaspreis - Plakat
GLAS 2009 - 4. Immenhäuser Glaspreis - Katalog
Liste der Teilnehmer
Angus, Mark
Barni-Fritsch, Nazzarena
Baumgartner, Hans
Behrens, Michael
Bender, Helga
Berg, Karl R.
Bille, Karin
Borst, Andrea
Dietz, Katinka
Dreber, Philipp
Drobner, Sigrid
Dzagnidze, Diana
Ertz, Ursula
Feix, Susanne
Fezer, Simone
Forkel, Ariane
Geyermann, Alexandra
Giermakowska, Justyna
Graure-Manta, Elena
Grootens, Wilfried
Hackebeil, Dieter
Heinickel, Hermann
Heinickel, Marga
Hempel, Marion
Hilsbecher, Klaus U.
Hora, Lubomir
Hübner, Elke
Ihl, Monika
Isensee. Ada
Isijanow, Dusa
Jakob, Beate
Kemper, Heide
Kestel, Andre
Kleinfeld, Katharina
Kob, Jürgen
Kook, Petra
Kopka, Sylvia
Kruft, Gerd
Lopez, Carmelo
Majmudar, Uta
Messing, Adolf
Meurer, Frank
Mucha, Rudolf
Mühlbauer, Friederike
Olenburg, Wladimir
Paulußen, Gert
Porbeck, Stephanie von
Posch, Udo
Recknagel, Nadja
Riebesel, Annegrete
Riester-Fricke, Gabriele
Ritterswürden, Hermann
Römpp, Anja
Scheller, Eva
Schlestein, Reiner
Schmets; Christa
Schmidt-Bleyl, Annett
Schönbeck, Franz
Sitner, Olga
Stapf, Arnold
Stockhausen, Hans Gottfried von
Thorp, Nina
Umlauf-Orrom, Ulrike
Veit, Hanne
Weiß, Gabi
Wenninghoff, Birgit
Wenzel, Anne
Werner, Birgit
Wiegand, Bernd
Willeke, Angela
Wolters, Johannes-Peter
Yamauchi, Yoshi
Zanotti, Cristina
Zarrath-Rind, Sabine
Zieger, Harry Lothar