Ausstellungen 2012
Die Josephinenhütte:
Historismus, Jugendstil und Art Deco
6. August 2011 bis 29. Januar 2012
Die im 14. Jahrhundert im Riesengebirge gegründete Glashütte wurde 1842 von Leopold Graf Schaffgotsch weiter ausgebaut und in Josephinenhütte umbenannt. Diese Hütte zählte zu den bekanntesten Glashütten in Europa. Um 1900 stellte sie ihre Produktion auf das neu entdeckte Bleikristall um.
Nach dem Ersten Weltkrieg schloss sich die Josephinenhütte mit der Glasfabrik Petersdorf, dem Veredelungswerk Hermsdorf und einem weiteren Unternehmen in Schmiedeberg zu einer Aktiengesellschaft zusammen, die so zum größten Bleikristallerzeuger und Kunstglasproduzenten Deutschlands avancierte.
Mit dem Entwerfer Alexander Pfohl wurde 1919 ein Künstler für die Designabteilung gewonnen, der das Erscheinungsbild der Glashütte entscheidend prägte und zum Ruhm der Produkte beitrug. Zunächst entstanden Gläser in historisierenden Formen, dann Jugendstilgläser mit Transparentmalerei und Reliefgold, Schliffgläser mit farbigem Überfang und in den 1930er Jahren rein sachliche Formgläser ohne Dekor.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung aus Schlesien übersiedelte die Glashütte nach Schwäbisch Gmünd, wo sie bis 1973 Glaswaren herstellte.
Gezeigt wird eine Sammlung mit Gläsern aus der Zeit von 1880 bis 1930, die sich inhaltlich an dem Sammlungsgebiet „Gebrauchsglasdesign“ des Museums integriert und das Augenmerk auf die Produktion einer einzelnen Glashütte legt.
Download:
Das Glas, die Leinwand und das Meer
Glaskunst aus dem Nachlass Elke Hübner
und Bilder von Ina Yver
vom 8. Oktober 2011 bis 29 Januar 2012
im Glasmuseum Immenhausen
Die farbigen Leinwand-Arbeiten von Ina Yver werden neben den aus transparentem Glas erschmolzenen Skulpturen von Elke Hübner präsentiert, wobei die Werke der Künstlerinnen trotz ihrer Gegensätzlichkeit nicht konkurrieren, sondern sich harmonisch zusammenfügen.
Beide Frauen thematisieren das Meer in ihren Arbeiten. Die Bilder von Ina Yver sind zwar abstrakt, erinnern aber durch ihre Farbigkeit sogleich an Wasser, manchmal an aufgepeitschte See und Küstenstreifen und lassen das Licht der Sonne auf der Meeresoberfläche als farbige Reflexe erahnen. Im Werk Elke Hübners wird ihre Beziehung zum Meer ebenfalls deutlich, nicht nur durch das häufig auftretende Motiv der Segelboote und Schiffe, auch das verwendete Material erinnert durch seine farblose Transparenz an erstarrtes Wasser; die durch den Herstellungsprozess bedingte Struktur im Glas lässt Wellen und Schaumkronen erahnen.
Elke Hübner wurde 1939 in Berlin geboren und absolvierte eine Ausbildung zur Schauwerbegestalterin in Darmstadt. Dieser Beruf, der bis 1978 unter dem Begriff „Schaufenstergestalter“ oder umgangssprachlich Dekorateur bekannt war, entspricht heute dem des Gestalters für visuelles Marketing. Das Gestalten, Dekorieren, Präsentieren und der Umgang mit der visuellen Wahrnehmung der Menschen waren ihr also nicht fremd, als sie sich 1985 zu einer Ausbildung an der Kunsthochschule in Braunschweig entschloss. Diese beiden Ausbildungen öffneten ihr die Tür für die Arbeit in der Ausstellungsgestaltung im Landesmuseum Braunschweig, der sich weitere Ausbildungen an der Kunsthochschule anschlossen.
Seit Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts stellt sie ihre Arbeiten aus, beschäftigte sich von Anfang an mit dem Material Glas.
Um die Umwelt zu schonen, benutzt sie für ihre Skulpturen gebrauchte Fensterscheiben, die sie schneidet und nach der gewünschten Struktur stapelt und dann im Ofen verschmilzt. Durch die Behandlung des Untergrundes entstehen zusätzliche Strukturen und Lichtbrechungen, die für die Gestaltung genutzt werden. Durch eingelegte Drähte und farbige Folien entstehen reizvolle feine Linien und Flächen. Um die Beschränkung durch die Ofengröße aufzuheben, steckt sie die erschmolzenen Gläser über eingearbeitet Röhren mit Stahldrähten zusammen. Auch näht sie Glaselemente zu dreidimensionalen Objekten, hängt sie an Schüren über- oder nebeneinander. Dadurch entwickelt sich eine besondere ästhetische Kommunikation unter den Komponenten und es ergibt sich eine äußerst reizvolle Materialästhetik.
Elke Hübner beteiligte sich regelmäßig seit 2003 am Wettbewerb um den Immenhäuser Glaspreis, erhielt 2006 für das Objekt „Brückenschlag“ sogar den 3. Preis der Jury.
Noch während der Vorbereitungen zum 4. Immenhäuser Glaspreis 2009 ist Elke Hübner plötzlich verstorben. Ihr Nachlass wird jetzt in dieser Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Besucher erhalten einen Einblick in das Werk einer Künstlerin, die sich dem Material Glas verschrieben hat, mit einfachen Mitteln zu einer ihr eigenen Formensprache gefunden und bis zuletzt die Freude am Experimentieren nicht verloren hat.
Ina Yver wurde 1958 als Ina Petersen in Kassel geboren, verbrachte ihre Kindheit und Jugend jedoch im nordhessischen Immenhausen in einem von Kunst und Klassischer Musik gekennzeichneten Elternhaus. Durch dieses künstlerische Umfeld geprägt, studierte sie nach dem Abitur von 1976 bis 1981 an der Gesamthochschule Kassel Textildesign. Nach Abschluss des Studiums wandte sie sich der Malerei zu, ihr Interesse galt aber nicht nur der Leinwand, sondern auch der Porzellan- und Glasmalerei. Im Alter von 23 Jahren verlegte sie ihren Lebensmittelpunkt von Nordhessen nach Frankreich, lebt seit 1984 mit ihrem Mann in der südlichen Bretagne und findet in dieser einzigartigen Landschaft am Atlantik die Motive für ihre abstrakte Malerei. Als freischaffende Künstlerin lässt sie sich von der Vielfalt der Farben und Formen leiten, arbeitet sehr spontan und versucht, die Balance zwischen der Harmonie der Farben auf der einen Seite und der Kühnheit der Gestaltung auf der anderen Seite herzustellen. Die Bilder sind mit viel Emotion auf die Leinwand gebracht, nehmen den Betrachter mit nach Frankreich an den Strand der südlichen Bretagne, wo das Meer manchmal stürmisch und die Küste felsig ist, wo sich die Sonne im Wasser spiegelt und so die ganze Farbpalette für die Malerei zur Verfügung steht.
Download:
Umsponnen, vernetzt und gekämmt
- farbige Fäden auf Jugendstilglas -
10. März bis 21. Oktober 2012
Die Künstler und Kunsthandwerker des Jugendstils, also der kurzen Epoche um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, versuchten, den neuen Stil in alle Bereiche des menschlichen Lebens zu übertragen. Nicht nur in der Architektur und im Möbelbau, besonders in den Dingen des täglichen Gebrauchs und in Luxusgegenständen fanden die von der Natur inspirierten organischen und fließenden Formen ihre Anwendung. Das Glas spielt in der angewandten Kunst dieser Zeit eine bedeutende Rolle, konnte es doch in den Glashütten in nahezu jede Form gebracht und dekoriert werden. Die Glasmacher experimentierten am Schmelzofen, Hüttentechniker entwickelten neue Herstellungsverfahren und erforschten die Anwendung der modernen Chemie auf die Gestaltung der Gläser. Eine enorme Formen- und Farbenvielfalt war die Folge.
Die Gläser, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, stammen aus Glashütten in Böhmen, Bayern und Schlesien, also den Zentren der mitteleuropäischen Glasmacherkunst zur Zeit der Jahrhundertwende. Hier lag ein besonders hohes handwerkliches Niveau vor, die Glasmacher beherrschten alle gängigen Techniken am Hüttenofen, waren perfekt in der Veredlung. So konnten sie sofort den neuen Stil, der sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den floralen Dekoren auf Gläsern aus Frankreich und den USA durchsetzte, aufnehmen und in ihre Produktion übernehmen. Die Glasgegenstände der Hütten Johann Lötz Witwe in Klostermühle, Wilhelm Kralik Sohn in Eleonorenhain und zahlreicher anderer Hersteller waren schnell weltberühmt und begehrte Sammelobjekte.
Anders als die Jugendstilgläser aus Frankreich sind die Gläser hier nicht durch Schliff und Ätzung mit Motiven aus der Pflanzen- und Tierwelt versehen. Die vielfarbig schillernden Vasen, Schalen und Ziergefäße werden mit farbigen Fäden dekoriert. Diese farbigen Glasfäden sind noch am Schmelzofen auf den Gefäßkörper aufgelegt, das Glas wird umsponnen, vernetzt, die Fäden sind ins Glas eingedrückt und gekämmt und belegen die hohe Kunstfertigkeit der Glasmacher in den Hütten.
Es werden bedeutende und weniger bekannte Glashütten vorgestellt, in denen mit Fadenauflagen gestaltete Gläser meisterhaft hergestellt wurden. So bietet sich dem Besucher ein Überblick über die Vielfalt der Dekormöglichkeiten, er kann Hüttentypisches ausmachen und durch das Nebeneinander auch die Unterschiede der Gestaltung erkennen.
Die verschiedenen Gefäße in leuchtenden Farben, beeindruckenden Formen und mit irisierend schimmernder Oberfläche sind nicht nur ein Augenschmaus für die Betrachter, den Fachmann faszinieren sie auch durch die hohe handwerkliche Glasmacherkunst.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Farbabbildungen aller Gläser.
Download:
Veröffentlichungen:
- Externer Katalog
Glas 2012
5. Immenhäuser Glaspreis
05. Mai bis 29. September 2012
Über 80 in Deutschland lebende und arbeitende Glaskünstlerinnen und Glaskünstler beteiligen sich mit maximal zwei neuen Arbeiten am 5. Immenhäuser Glaspreis.
Die ausgestellten Objekte stammen aus allen Bereichen der Glaskunst. Es sind traditionelle Gefäßvarianten zu sehen; teilweise sind sie am Ofen mit heißem Glas gestaltet oder vor der Lampe geblasen, auch gibt es Kombinationen aus beiden Techniken. Auf dem skulpturalen Feld sind Objekte vertreten, die auf besonders hohem künstlerischen Niveau mit dem Material Glas gestaltet sind. Glasfenster sind ebenso zu sehen wie Wand- und Raum-Objekte. Von aufwendigen Schliffen und Gravuren über Pâte-de-Verre oder Fusing-Arbeiten bis hin zur Glasmalerei sind vielfältigste Techniken vertreten.
Der Besuch der Ausstellung vermittelt einen kleinen Eindruck von der vielfältigen deutschen Glasszene und macht hoffentlich neugierig auf weitere Entdeckungen, die die Glaskunst im In- und Ausland bietet.
Die Preisverleihung findet während der Finissage am 29. September 2012 statt.
Suchspiel zum Glaspreis
Die Zeit, die die Besucher momentan im Glasmuseum verbringen, hat sich in den letzten Wochen erheblich erhöht. Das liegt an dem Suchspiel zur aktuellen Ausstellung, welches von der Museumsleiterin Dagmar Ruhlig-Lühnen zusammen mit dem Museumsverein entwickelt wurde.
Um die Besucher der Ausstellung zum genauen Hinsehen zu animieren, wurde dieses Suchspiel gestaltet. Auf einer farbigen Klappkarte sind 15 Details aus einigen Ausstellungsobjekten abgebildet. Diese müssen erkannt und dem jeweiligen Objekt zugeordnet werden. Wer mindestens 10 Objekte richtig erkennt, nimmt an einer Verlosung teil, bei der kleine Preise zu gewinnen sind.
Das Suchspiel macht nicht nur den Schülern Spaß, die in der Ferienzeit mit Eltern oder Großeltern das Museum besuchen. Auch bei vielen Erwachsenen ist der Ehrgeiz, alle Details zu erkennen, schnell geweckt. Aber es dauert eben seine Zeit, bis alle Objekte angeschaut und begutachtet sind. Die Museumsleiterin freut es, dass sich die Besucher viel Zeit nehmen, um alle Objekte ausgiebig zu betrachten. „Die ausgestellten Stücke sind so vielfältig, und jedes Stück hat es verdient, genau angesehen zu werden“, so Dagmar Ruhlig-Lühnen.
Nachdem alle Ausstellungsobjekt bewundert worden sind, fällt vielleicht auch die Wahl des „Lieblingsstücks“ leichter. Die Besucher der Ausstellung können sich nämlich auch an der Wahl des Objekts beteiligen, welches mit dem „Preis des Publikums“ ausgezeichnet wird.
Download:
Veröffentlichungen:
- Katalog
GLAS 33 - GLAS 2012 - 5. Immenhäuser Glaspreis - Wettbewerb zur zeitgenössischen Glaskunst in Deutschland
- Bestellformular -
Jan Fišar - Skulpturen aus Glas
13. Oktober 2012 bis 27. Januar 2013 / verlängert bis 10. Februar 2013
„Was ich dem Menschen mitteilen will?
Meine Einstellung, meine Lebenseinstellung - das heißt unter anderem, meine Erinnerungen, auch meine nicht immer guten Erinnerungen. Ich will den Menschen meine eigene Persönlichkeit näher bringen, sodass sie mich verstehen. Und das kann man mit jedem Material erreichen. Ich benutze Glas.“
Jan Fišar
30. Dezember 1933 in Hořovice, Tschechische Republik, geboren
1948 - 1952 Besuch der Mittelschule für Industriedesign, später Kunstgewerbeschule
1953 - 1959 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Prag, Bildhaueratelier
1960 - 1966 Freischaffender Bildhauer
1966 - 1971 Glasgestalter im Glasunternehmen Železnobroské sklo
seit 1971 freischaffender Glaskünstler
am 16.Mai 2010 in Nový Bor, Tschechische Republik, gestorben
Zum zweiten Mal nach 1993 sind im Glasmuseum Immenhausen Skulpturen des tschechischen Glaskünstlers Jan Fišar zu sehen. Die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der von Eliška Stölting betriebenen und auf tschechische Glaskunst spezialisierten Glasgalerie in Hittfeld bei Hamburg präsentiert über 50 Glasobjekte aus allen Schaffensperioden des 2010 verstorbenen Glaskünstlers.
Jan Fišar kommt erst spät, im Alter von 33 Jahren, zur Arbeit mit dem Werkstoff Glas. Nachdem er auf der Kunstgewerbeschule in Prag das Abitur gemacht hat, schließt er ein Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Prag an. Hier wird er zum Bildhauer ausgebildet und arbeitet mit den klassischen Materialien Keramik, Holz und Bronze. Der Kontakt zum Glas ergibt sich aus Fišars Mitarbeit in einem Glasbetrieb in Železný Brod. Hier ist er an der Realisierung einer großen Glasplastik des Künstlerpaar Stanislav Libenský und Jaroslava Brychtová für die Weltausstellung in Montreal 1967 beteiligt. Seitdem steht die Arbeit mit Glas im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Er gehört somit zur 1. Generation der Glaskünstler, die in der sogenannten „Studioglasbewegung“ tätig sind und das im eigenen Atelier bearbeitete Glas zum Ausdrucksmittel wählen.
Jan Fišar prägt die Glaskunst durch seine Werke wie kaum ein anderer und entwickelt immer wieder neue Bearbeitungsmethoden.
Am Ofen geblasene Zylinder sägt er auf, senkt sie durch mehrmaliges Erhitzen ab, schleift und poliert sie anschließend, so dass sie die Schwerkraft aufzuheben scheinen. Die geformtem Muscheln und mit Bronze kombinierten Objekte erinnern an Tier- oder Fantasiegestalten. Geformte Blöcke aus optischem Glas fangen Licht und faszinieren den Betrachter.
Als Bildhauer gestaltet er den Raum und schafft Skulpturen mit Innenleben. Der Betrachter wird gefangen durch die Präsenz des Materials, welche Fišar wie kein anderer beherrscht und nach seinen Vorstellungen formt. Dabei unterliegt er nie der Gefahr, Glas nur durch seine faszinierende Materialeigenschaft wirken zu lassen, sondern schafft tatsächlich immer wieder Objekte, die durch die Kraft der Form seine Vision darstellen. Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus allen Schaffenszeiten des Künstlers und ist sicherlich eine der letzten Gelegenheiten, das Werk so geschlossen betrachten und vergleichen zu können.
Download: