Ausstellungen 2008
Vor der Lampe... : Alte Technik - Neue Kunst
8. März bis 27. Juli 2008
„Vor der Lampe geblasen“ ist ein Fachbegriff aus dem Bereich der Glasherstellung. Er bezeichnet die Technik, bei der das flüssige Glas nicht mit der Glasmacherpfeife am Ofen bearbeitet, sondern aus vorgefertigten Glasröhren oder -stäben am Werktisch vor einem Bunsenbrenner geformt wird.
Der Name stammt aus dem 16. Jahrhundert, als in Venedig feine Gläser und Figuren tatsächlich vor einer offenen Öllampe gefertigt wurden. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich die Arbeit mit dem Gasgebläsebrenner durch, der Name hat sich aber bis heute erhalten.
Große Bedeutung hat das Lampenglas heute noch bei der Produktion von Laborgeräten, hergestellt von sogenannten „Glasapparatebläsern“, die aus besonderem hitzebeständigen Glas Apparaturen für chemische Prozesse anfertigen.
In Deutschland war und ist das Lampenglas besonders im Thüringer Wald beheimatet. Eine Glashütte in Lauscha produzierte die Glasröhren und -stangen, die von Glasbläsern in Heimarbeit zur Herstellung von Laborgeräten, Glühbirnen, Glasaugen, kleinen Gefäßen und vor allem Christbaumschmuck verarbeitet wurden.
Lauscha und der Thüringer Wald sind noch heute ein Zentrum des „Lampengeblasenen Glases“. Die Produktpalette, die in dieser alten Technik gearbeitet wird, hat sich jedoch gerade in den letzten Jahren sehr verändert. Waren es vorher überwiegend kleine Gefäße, Vasen, Becher und anderer Zierrat, der durch aufwändige Montagetechniken entstand, findet die Technik jetzt zunehmend in der modernen Glaskunst mit freien künstlerischen, teilweise auch sehr großformatigen, Objekten Beachtung.
Da der Lampenbläser nicht an eine Glashütte gebunden, sondern mit dem Bunsenbrenner relativ unabhängig ist, eignet sich diese Herstellungstechnik gut für die individuelle Glasbearbeitung. Aus diesem Grund wenden sich besonders im Studioglasbereich zahlreiche Künstler und Künstlerinnen dieser Technik zu, die inzwischen immer mehr Spielraum für eigene kreative Gestaltungen lässt.
Die Ausstellung stellt Glasbläser aus Deutschland vor, die zwar alle in der gleichen Technik arbeiten, aber zu sehr individuellen und verblüffenden Ergebnissen gelangen. Vertreten sind Herbert Böhm-Dores, André Gutgesell, Dieter Hackebeil, Katharina Kleinfeld, Jürgen Kob, Sylvia Kopka, Nadja Recknagel, Hermann Ritterswürden, Annett Schmidt-Bleyl, Dieter Schneider, Michael Schwarzmüller, Hans Jürgen Westphal und Angela Willeke.
Klein, aber fein: Neuer Schmuck aus Glas
31. Mai bis 7. September 2008
Ausstellungseröffnung am 31. Mai 2008, 15.00 Uhr
Glasschmuck ist derzeit hochaktuell. Nach einer Ausstellung mit zeitgenössischem Glasschmuck im Schmuckmuseum Pforzheim und einer Präsentation in der Galerie am Museum in Frauenau gibt es auch im Glasmuseum Immenhausen zum ersten Mal in einer Sonderausstellung diese kleinen Kunstwerke zu sehen.
Dabei ist Glasschmuck schon sehr alt. In Form von Perlen gibt es ihn, so lange es Glas gibt. Als der Siegeszug dieses neuen Materials vor über 5.000 Jahren begann, gehörten Glasperlen zu den ersten Dingen, die daraus gefertigt wurden.
Seit Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. waren Perlen aus Glas reine Luxusgüter, sahen sie doch, nach entsprechender Bearbeitung, kostbaren Edelsteinen täuschend ähnlich und konnten als vergleichsweise billiges Ersatzmaterial eingesetzt werden.
Sie spielten als Handelware, aber auch als Tauschobjekt eine bedeutende Rolle, spätestens im 14. Jh. stieg der Bedarf an Glasperlen durch die Erfindung des Rosenkranzes. Selbst als Zahlungsmittel fungierten Glasperlen.
Im Venedig des 16. Jahrhunderts gelangte die Glasstein-Herstellung zu großer Perfektion. Vor der Öllampe wurden aus farbigen Glasstangen kunstvolle Edelstein-Imitate geformt, die in der Schmuckgestaltung als Ersatz für die teuren, echten Steine Verwendung fanden.
Das bekannteste Beispiel für den Ersatz von Edelstein durch Glas ist wohl der Strass, der seit dem 18. Jahrhundert eine günstige Alternative zu den kostbaren Diamanten darstellte. Besonders im Jugendstil und in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts etablierte sich der Schmuck aus Glas als sogenannter Modeschmuck, und begab sich damit auf den schmalen Grat zwischen Kitsch und hochwertigem Kunsthandwerk.
Mit dem Beginn der Studioglasbewegung Mitte des vergangenen Jahrhunderts erhielt die künstlerische Bearbeitung von Glas neue Impulse. Künstlerinnen und Künstler suchten nach Wegen der individuellen Glasgestaltung und legten den Grundstein für das Interesse an der modernen Glaskunst.
Das hat auch Auswirkungen auf den Bereich der Schmuckgestaltung. Die Wertschätzung, die das Material Glas erhielt, wird genutzt und kommt in der Vielgestaltigkeit der Kreationen zum Ausdruck. Die Bandbreite der Schmuckgestaltungen ist national und international sehr anspruchsvoll und vielfältig geworden, das wird jetzt in dieser Sonderaustellung im Glasmuseum Immenhausen, in der zum ersten Mal ausschließlich Glasschmuck zu sehen ist, gezeigt.
Der Schmuck stammt von Glaskünstlern und Künstlerinnen, die sehr individuelle Kreationen aus Glas fertigen und dabei nicht nur eigens angefertigte Perlen, die für sich genommen schon kleine Kunstwerke sind, verwenden, sondern auch anderweitig bearbeitetes Glas nutzen.
Die Besucher erhalten einen Einblick in die Glasschmuck-Vielfalt, die von Künstlern wie Heide Baur, Karin Bille, Susanne Bornmann, Andrea Borst, Christine Funke, Delia Höyng, Nina Marschner, Michaela Maria Möller, Wolfgang Schmölders, Helga Seimel, Fee Strieffler und Hans Jürgen Westphal gefertigt wird.
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Glas - Farbe - Spiel
Glaskunst von Cristina Zanotti und Barbara Zehner
9. August bis 26. Oktober 2008
Mit Cristina Zanotti und Barbara Zehner stellt das Glasmuseum Immenhausen zwei Frauen vor, die auf ganz unterschiedliche Weise zur Arbeit mit Glas gelangt sind. Die eine hat eine künstlerische Ausbildung im Bereich Malerei absolviert, beschäftigte sich mit der Bronze-Skulptur und kam dann zum Glas, fasziniert von der Vielseitigkeit, die dieses Material bietet.
Die andere hat eine klassische Ausbildung an einer Glasfachschule genossen und experimentiert seitdem mit den unterschiedlichen Möglichkeiten, die das Glas besitzt.
Beiden gemeinsam ist die offene Art, mit der sie an die Arbeit mit Glas herangehen. Neue Techniken, Kombinationen mit anderen Materialien und das Ausspielen von Formen und Farben stehen im Zentrum.
Barbara Zehner stellt in einem Arbeitsschwerpunkt Energieräder in den Mittelpunkt ihres Schaffens, auch bei Cristina Zanotti tauchen Räder auf, die die Möglichkeit zur Bewegung bieten. Bei beiden sind die Räder Symbol für Weiterentwicklung und stehen für den neuen Weg, der beschritten werden muss, damit es ein "Weiterkommen" gibt.
Cristina Zanotti, 1965 in Mailand geboren, studiert dort von 1982 - 1987 an der Akademie der schönen Künste. Malerei steht zunächst im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit. Nach dem Studium gründet sie mit zwei befreundeten Künstlern eine Künstlerwerkstatt. 1990 beschäftigt sie sich zum ersten Mal mit Glas. Nach einem künstlerischen Exkurs in die Arbeit mit Bronze wendet sie sich wieder dem gläsernen Material zu. Das Spiel mit dem Licht und den Farben ist für sie faszinierender als die Arbeit mit Bronze. Zahlreiche Auftragsarbeiten aus dem Bereich Skulptur, die Ausgestaltung von Räumen mit Glaskunst und das Glasdesign gehören zur Zeit zu ihrem Arbeitsgebiet. Ihre Objekte entstehen in Fusing- und Pâte de Verre-Technik, die mit unterschiedlichen anderen Materialien kombiniert werden.
Barbara Zehner ist ebenfalls Jahrgang 1965. Sie wurde in Passau geboren, machte dort ihr Abitur und absolvierte im Anschluss eine Lehre zur Glasgaveurin und -schleiferin an der Glasfachschule in Zwiesel im Bayerischen Wald. Der Ausbildung folgten Studienreisen nach Chile, Peru und Argentinien, von 1990 bis 1991 war sie als Glasschleiferin und Designerin in der Glasmanufaktur „Querandi“ in Buenos Aires tätig. 1991 und 1992 studierte sie an der Hochschule für angewandte Kunst in Prag bei Professor Vladimir Kopecky. 1992 eröffnete sie ein eigenes Atelier in Passau, seit 1997 ist sie in ihrer Werkstatt in Fürstenzell tätig.
Zu ihren Arbeiten gehören neben Installationen für den öffentlichen Raum Objekte und Skulpturen aus Glas, die in den unterschiedlichsten Techniken entstehen. Neben der Arbeit mit heißem Glas am Ofen beschäftigt sich Barbara Zehner auch mit verschmolzenem Floatglas und mit der Pâte de Verre-Technik, außerdem nutzt sie die Gravur und den Schliff.
Und das nicht nur zur Weihnachtszeit...
Zeitgenössische Glasbilder
8. November 2008 bis 1. Februar 2009
Die Glasbilder, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, sind autonome, freie Glasbilder, die nicht an eine konkrete Bauaufgabe gebunden sind, sondern unabhängig vom architektonischen Gebäudezusammenhang „Bildern“ im eigentlichen Sinne nahe kommen. Sie passen sich den veränderten Umgebungen an und können in unterschiedlichste Räume integriert werden.
Die renommierte Glasmalereiwerkstatt Peters in Paderborn bat im Jahre 1996 verschiedene Glaskünstlerinnen und -künstler aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz, mit denen sie bereits in unterschiedlichen Projekten zusammengearbeitet hatte, sich „auf der Suche nach dem Licht der Welt“ mit dem Thema „Weihnachten“ auseinander zu setzen. Die einzige Vorgabe für die Glasbilder war das Format von 45 x 45 cm, ansonsten war der Kreativität der Künstlerinnen und Künstler keine Grenze gesetzt. Die eingereichten Entwürfe für die Fensterbilder wurden bei Peters ausgeführt.
Die über 60 Ergebnisse dieser Zusammenarbeit waren 1997 in einer Sonderausstellung im Glasmuseum Immenhausen zu sehen. Nicht immer hielten sich die Glaskünstler an die inhaltliche, religiös hinterlegte Vorgabe, es kamen auch Motive wie „Licht“ und „Winter“ oder völlig abstrakte Arbeiten hinzu.
Seit damals wurde diese erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Glaswerkstatt und Künstlern weitergeführt, so dass mittlerweile die Zahl der Darstellungen des weihnachtlichen Themas auf über 200 angewachsen ist.
Aus dieser Fülle unterschiedlicher Interpretationen wurden für die Ausstellung im Jahr 2008 wieder über 60 Glasbilder ausgewählt, die die Bandbreite der künstlerischen Möglichkeiten zeigen.
Den individuellen inhaltlichen Auffassungen von „Weihnachten“ entsprechen auch die Lösungen in den sehr verschiedenen Techniken, für die die über 60 Glasscheiben entworfen und in denen sie dann ausgeführt worden sind. Nicht nur die traditionelle Form der Bleiverglasung und die der Schwarzlotmalerei finden bei der Gestaltung Anwendung, sondern auch moderne Bearbeitungsarten wie Sandstrahl, Ätzung und Siebdruck. Zu den neuen Gestaltungstechniken gehören auch der Digital- und der Laserdruck, wodurch wieder andere Ausdrucksmöglichkeiten offen stehen.
Durch diese Vielfalt erhält die Ausstellung ein buntes, abwechslungsreiches und sehr modernes Gesicht. So unterschiedlich wie die beteiligten Künstlerinnen und Künstler, so variantenreich sind die Bearbeitungen des Themas und die technischen Ausführungen.
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Glasbilder:
Auf der Suche nach dem Licht der Welt
09. November 2008 bis April 2009
Veröffentlichungen:
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